Gendern auf Teufel komm raus!
Um die Identität der Dame zu schützen, muss ich mit einigen Andeutungen durchkommen.
Die Originalzitate wurden gelb hinterlegt.
Es ist schon eine Zeit her, als ich die Einladung zu einer Veranstaltung erhielt. Eine Teilnahme kam für mich nicht in Frage, so habe ich höflich abgelehnt, konnte aber nicht umhin, in einem PS die Genderung der Zuschrift von Frau ### zu kritisieren.
„PS: Ich kann nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass aus daoistischer Sicht die Zerstörung der Sprache Goethes und Schillers durch politische Korrektheiten sauer aufstößt. Auf universitärer Ebene sollte man in der Lage sein, ein generisches Maskulinum zu erkennen und auch zu schützen. So finde ich in Ihrer Mail: Vertreter*innen, Mitorganisator*in, Vertreter*innen, Vertreter*innen, Priester*in, ein*e Gläubige*r und Vertreter*innen. Schaurig! Nutzen und Qi-Gehalt (Energiegehalt) gering!“
In der Antwort ging Frau ### nicht sehr geschickt auf meine Absage ein, sie war eher in belehrendem Ton verfasst. Die Dame scheint zumindest Halbasiatin zu sein. Am Ende der Mail ging sie in einem PS auf mein PS ein:
„PS: Sprachen wandeln sich ständig und zum Glück haben wir nicht mehr die politischen Verhältnisse, wie zu Zeiten von Goethe und Schiller (ich schätze natürlich deren Werke). Ich denke Taiji ist ein herausragender Begriff für Wandelbarkeit. Und auch im Yin und Yang Symbol sind beide Geschlechter, sowie das andere Geschlecht im Geschlecht manifestiert. In unserer Arbeit stehen wir für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein und darin sehe ich neben Homosexuellen auch Trans- und Intersexuelle inbegriffen. Als Anthropolog*in ist es auch meine Aufgabe, Bewusstsein für die „Anderen“ zu schaffen, denn sie sind Teil unseres Universums. Zum Glück finden wir Wege sie auch sprachlich zum Ausdruck zu bringen. (Im Chinesischen gibt es dieses Geschlechterproblem auf sprachlicher Ebene weniger.)“
Nun tun sich schreckliche Abgründe auf. Dem Zeitgeist folgend kann die Dame nicht einmal sinnerfassend lesen. Während ich von der Sprache Goethes und Schillers sprach, erwähnt sie die damaligen politischen Verhältnisse, von denen ich ja nicht gesprochen hatte. Außerdem scheint sie derartig verliebt in das Sternchen zu sein, dass sie sich statt als Anthropologin als Anthropolog*in bezeichnet. Das ist schon schräg.
Ein weiterer Kommentar ist notwendig. Seit Jahren wird von politisch korrekten Kreisen das generische Maskulinum der deutschen Sprache mit einem biologischen Geschlecht verwechselt. Dieses „Maskulinum“ wurde ursprünglich aus dem Sanskrit übernommen und bezeichnet eben nicht das biologisch Männliche.
Man kann dem Yin und Yang natürlich biologische Geschlechter zuordnen, genauso aber Begriffe wie passiv und aktiv, dumm und gescheit, dunkel und hell etc. Eine ausschließlich biologische Zuordnung mit Geschlecht im Geschlecht ist fachlich falsch und außerdem schwachsinnig. Warum die „Anderen“ auf einmal in unserer Sprache auftauchen sollten, ist nicht einzusehen, weil es zu einer Zerstörung der Schönheit und des Sprachflusses führen muss.
Da ich bereits die Entstehung einer Wurstmail befürchtete, habe ich wie folgt geantwortet:
„Sehr geehrte Frau ###!
Ich danke für Ihre Belehrung!
Hochachtungsvoll!
Ihr Oswald Elleberger“
Wäre die Dame in Asien erzogen worden, hätte sie wissen müssen, dass nun absolut Schluss ist. Hier hat jemand durch Eigenherabsetzung ein deutliches Stopp ausgesprochen. Gemeint ist damit in Asien: „Sie haben jetzt unhöflich eine Grenze überschritten, nun ist es genug!“
Aber was antwortet sie sofort?
„Sehr geehrter Herr Elleberger,
ich freue mich über die Aufnahme meiner Perspektiven!
Beste Wünsche,
###“
So eine Frechheit! Glaubt sie wirklich, ich würde ihre kranke Sicht auf unser schönes Deutsch akzeptieren? Daher folgte nun meine abschließende Mail:
„Sehr geehrte Frau*in ###!
Ihre Perspektiven müssen im Universum Platz haben, aber auch meine. Ihre belehrende Art ist einem Fachmann wie mir gegenüber unpassend und respektlos.
Als Anregung würde ich noch vorschlagen, alle 60 (?) Geschlechter in der deutschen Sprache zu verwirklichen. Ich hoffe, Sie sind mit dieser Aufgabe nicht überfordert.
Es würde mich ungemein freuen, wenn unser Mailverkehr damit beendet wäre.
Nach wie vor wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Veranstaltung!
Ihr Oswald Elleberger“
Jetzt waren die Schreibfinger endlich (!) ruhiggestellt.
Ich habe mit diesem Mailverkehr sicherlich niemanden bekehrt, es wäre auch nicht meine Absicht gewesen. Aber ab und zu ist ein Schuss vor den Bug angebracht. Wenn ich, was schon bald der Fall sein wird, vor dem ewigen Richter stehe, möchte ich wenigstens auf einige Beispiele des geistigen Widerstandes in meinem Leben hinweisen können. Ich würde ein vergleichbares Vorgehen auch meinen Schülern nahelegen.
Nachsatz
Es gab in Deutschland bereits mehrere Umfragen zum Gendern. Alle hatten dasselbe Ergebnis: Die überwiegende Mehrzahl der Befragten lehnt Gendern ab. Außerdem führt der deutsche Rechtschreibrat Genderzeichen als „nicht normgerecht“ an.